Jeder dritte Arzt klärte Patienten mit Schizophrenie nicht direkt über alle Therapieoptionen auf
Die Gegenüberstellung der Ergebnisse aus beiden Umfragen könnte zum einen erklären, weshalb sich viele Patienten und deren Betreuungspersonen unzureichend über die verfügbaren Therapieoptionen aufgeklärt fühlen. Zum anderen lässt sich erkennen, dass ein offener Dialog zwischen Patienten und Psychiatern möglicherweise eine Chance ist, die therapeutische Beziehung zu stärken.
Umfrage zeigte: vertrauensvolle Beziehung als Behandlungsziel
Janssen beauftragte im Jahr 2017 die online-Umfrage „Open Minds“ unter 347 Psychiatern aus acht europäischen Ländern. Ziel dieser war, die Therapiegespräche zwischen Psychiatern und deren Patienten mit Schizophrenie genauer zu untersuchen. Die Antworten ergaben, dass für 80 Prozent der Psychiater der Aufbau einer engen und vertrauensvollen Beziehung zum Patienten im Mittelpunkt stand– ein wichtiges Behandlungsziel, dass auch in der Leitlinie (S3-Praxisleitlinie Schizophrenie) verankert ist. „Ein gutes Verhältnis zu ihrem Arzt gibt Menschen mit einer chronischen Erkrankung Rückhalt“, so Dr. Michael von Poncet, Medizinischer Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung von Janssen. „Der Arzt kann als wichtige Vertrauensperson seinen Patienten helfen, im Alltag zurecht zu kommen und zu lernen, mit ihrer Krankheit zu leben.”
Ebenfalls in der Leitlinie festgehalten ist die intensivierte Aufklärung über Krankheits- und Behandlungskonzepte. In der Umfrage gab ein Drittel (34 Prozent) der Befragten an, die Patienten nicht direkt über das vollständige Angebot an Therapieoptionen zu informieren. 22 Prozent der Ärzte begründeten die Zurückhaltung damit, die Beziehung zum Patienten nicht gefähren zu wollen. Auf der anderen Seite wurde die offene Diskussion gerade von Ärzten in Deutschland als wichtiges Behandlungsziel bewertet (88 Prozent). Nur die Faktoren Adhärenz und Rückfallprophylaxe erreichten hier mit je 92 Prozent einen höheren Stellenwert.
Bedürfnisse von Arzt und Patienten vereinen
„Es ist unbedingt notwendig, Schizophrenie-Patienten alle Informationen zu vermitteln, die sie zur optimalen Behandlung ihrer Erkrankung brauchen, damit sie eine Chance auf ein erfülltes Leben haben“, sagt PD Dr. Stephen Heres, Oberarzt der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum der Technischen Universität München. „Hierzu gehören Informationen zu den verschiedenen Behandlungs-optionen, jeweils mit ihren Vor- und Nachteilen.“
Den Wunsch nach einem offenen Dialog ergab auch eine Befragung von Schizophreniepatienten und ihren Betreuungspersonen im Jahr 2016 unter dem Titel „Talking About Treatment in Schizophrenia: A Patient and Carer Survey“, die der Facharzt-Umfrage vorangegangen war. Demnach scheint vor allem die Aufklärung der Patienten und ihrer Betreuungspersonen hinsichtlich der verfügbaren Therapieoptionen sowie ihre Einbindung in therapeutische Entscheidungen unzureichend zu sein. 27 Prozent der Patienten und 25 Prozent der sie betreuenden Menschen meinten, nicht über alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten informiert worden zu sein. Rund 37 Prozent der Patienten war mit der bestehenden Medikation unzufrieden oder sehr unzufrieden. Dies deutet darauf hin, dass eine umfassende Aufklärung über Behandlungsoptionen den Behandlern die Möglichkeit eröffnen kann, die Beziehung zu ihren Patienten zu festigen.
Positive Auffassung zur Zukunft der Patienten
Zur Zukunft ihr Patienten hatten Psychiater eine positive Auffassung, wie die Facharztumfrage widerspiegelt: Über 80 Prozent (85 Prozent der Gesamtumfrage und 82 Prozent für Deutschland) waren der Meinung, dass Patienten, die in Behandlung bleiben, funktionsfähige Beziehungen haben können. 69 Prozent glaubten, dass Patienten mit den derzeit zugänglichen Behandlungsoptionen familiäre und freundschaftliche Kontakte erhalten können. Die Hoffnung, dass es für die Erkrankung zukünftig eine Heilung geben wird, hatten 84 Prozent der Psychiater in Deutschland.
An der vom unabhängigen Marktforschungsinstitut Fieldwork International in zwölf europäischen Ländern durchgeführten Umfrage „Talking About Treatment in Schizophrenia: A Patient and Carer Survey” nahmen 166 Erwachsene mit Schizophrenie und 468 sie betreuende Angehörige, Freunde oder Vormünder aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Russland, Schweden, der Schweiz, und Spanien teil.